Welche Rolle spielt Stress in Ihrem Leben?
Vielleicht antworten Sie wie so viele Menschen: Häufig fühle ich mich von den vielen Anforderungen des Lebens geradezu umzingelt und bin erschöpft und energielos. Als stresserzeugend im landläufigen Sinne werden Hektik, Überforderung, Leistungs- und Konkurrenzdruck, Mobbing, Schicksalsschläge oder scheinbar ausweglose Konfliktsituationen angesehen.
Stress gehört zum Leben. Ohne Stress, das heißt, immer wieder neue Herausforderungen zu bewältigen, hätte es wohl die Evolution nicht gegeben. Nicht jede herausfordernde Situation muss Stress erzeugen. Es kommt auch darauf an, wie wir die Situation bewerten. Andererseits gibt es Belastungen, die wir bewusst nicht als Stress empfinden, die jedoch Stressreaktionen im Körper auslösen.
Nur wer sich richtig entspannen kann, findet zu sich selbst und sammelt Kraft.
Die physische und psychische Anspannung auflösen – ein Prozess, den Sie aktiv einleiten können.
Die Säbelzahntiger von heute
In der Steinzeit sorgten wilde Tiere, wie der Säbelzahntiger, für den Stress im Sinne von akuter Bedrohung. Dieser Stressreiz löste eine Kaskade von Hormonausschüttungen aus, um unseren Körper in Sekundenschnelle auf die einzig lebensrettenden Alternativen, wie Flucht oder Kampf, vorzubereiten. Auch heute noch laufen unsere Stressreaktionen nach diesem alten genetischen Programm ab. Nur, dass heute nicht mehr der Säbelzahntiger vor uns lauert, sondern fordernde Mitmenschen, Konflikte oder auch der Druck, den wir uns selbst erzeugen. Weglaufen oder Kampfbereitschaft bringen uns bei den heutigen Belastungssituationen nicht weiter und die Reaktionen des Körpers laufen ins Leere.
Oft befindet sich der Körper noch im Alarmzustand, während bereits die nächste Stresssituation auf ihn einwirkt. Unter Stress schütten die Nebennieren zunächst Adrenalin aus. Bei andauernder Belastung bewirkt die Hirnanhangdrüse (Hypophyse), dass über die Nebennieren das Hormon Cortisol ausgeschüttet wird. So entsteht eine Kaskade von negativen körperlichen und psychischen Reaktionen, wie zum Beispiel:
- Schwächung des Immunsystems
- Unruhe und Konzentrationsstörungen
- Rückenschmerzen, Verspannungen
- Blutdruckanstieg und Stoffwechselstörungen
- Kopfschmerzen und Schlafstörungen
Die Stressreaktionen sind evolutionär gesehen Schutzmechanismen, um das Überleben der Menschheit zu sichern. Da evolutionäre Anpassungen sehr langsam stattfinden, navigieren wir noch immer durch unser Leben mit einem Navi, das etwa vor 15.000 Jahren, im Zeitalter der echten Säbelzahntiger, sein letztes Update erhielt.